Wer sein Studium mit einem Studienkredit finanzieren möchte, sollte genau hinsehen, denn die Unterschiede bei den Zinssätzen sind enorm.
Vor allem vielen Bachelor-Studenten fällt es zunehmend schwer, einen Nebenjob im engen Zeitplan unterzubringen und wer einen Studienkredit aufnimmt, muss damit rechnen, bis zu 3400 Euro draufzuzahlen. So groß ist die Spanne zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot. Das ergaben Berechnungen der Stiftung Warentest, die bei ihrer Berechnung von einem 3-Jahres-Kredit über 300 Euro ausgingen, und des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Am tiefsten greift dabei die Deutsche Bank mit einem 7,73 Prozent hohen Effektivzins den Studenten in die Tasche. Bei der KfW ist der Studienkredit derzeit für 3,34 Prozent zu haben. Die Deutsche Bank verlangt für die Rückzahlung ihres Kredites einen mehr als doppelt so hohen Zins. Allerdings bleibt ihr Zins auch während der gesamten Laufzeit stabil, während die KfW ihren Kredit halbjährlich bis zu einer Zinsobergrenze von derzeit 8,35 Prozent erhöhen kann. Laut CHE-Studienautor Ulrich Müller hat die KfW im Detail auch nicht die beste Lösung. “Wenn man da nicht aufpasst, werden die Zinsen nicht gestundet. Das weiß nicht jeder.” Das bedeutet, dass bei der monatlichen Auszahlung des Darlehens die Zinsen bereits abgezogen werden und von den anfangs erwarteten 300 Euro nur noch 250 ausgezahlt werden. Den Studenten sollte zudem unbedingt klar sein, dass häufig der Zins für die Rückzahlungsphase des Kredits noch nicht festgelegt ist und erst bei Studienabschluss (inklusive Übergangszeit für die Jobsuche) von der Bank fixiert wird. Auch sollten sich die Studenten nicht von den niedrigen Zinsen in der Auszahlungszeit des Kredites blenden lassen, denn die jahrelange finanzielle Belastung bei der Kreditrückzahlung sei in der heutigen unstabilen Arbeitswelt häufig nicht überschaubar. Es sei daher zunächst wichtig, alle anderen Alternativen wie Nebenjobs, Elternhilfen, Bafög oder Stipendien auszuschöpfen.
Wer allerdings nur eine Finanzierungshilfe der Studiengebühren benötigt, kann eine Rückzahlung womöglich ganz umgehen. Der Studienbeitrag wird dabei direkt an die jeweilige Universität überwiesen, dafür verlangen die Banken derzeit wenig Zinsen. Und wer zugleich auch noch Bafög erhält, bei dem wird die Ausbildungsförderung auf die Rückzahlung des Kredites angerechnet.
Auch für das Ende des Studiums gibt es den passenden Kredit. Während die künftigen Absolventen für ihr Examen pauken oder ihre Abschlussarbeiten verfassen, bleibt oft nicht mehr viel Zeit für Nebenjobs. Um diese Monate finanziell zu überbrücken, haben die Studierenden die Möglichkeit einen Kredit der Darlehenskassen der örtlichen Studentenwerke zu besorgen, was häufig mit einem Studiennachweis und einer Bürgschaft verbunden ist.
Als eine gute Alternative erweist sich der “Bildungskredit” als bundesweites Programm des Bundesverwaltungsamtes. Dort erhält der Student bis zu zwei Jahre maximal 300 Euro pro Monat aus dem Darlehen oder eine Einmalzahlung in Höhe von 3600 Euro. Der effektive Jahreszins liegt dafür bei 1,99 Prozent. Seit dem Start 2001 haben nun schon mehr als 120.000 Studenten und Schüler eine solche Bildungsfinanzierung erhalten.
Wer an der Universität Lübeck studiert, kann ab Oktober ein Fondsangebot nutzen: Mittellose Studenten erhalten bis zu vier Jahre lang jeden Monat 250 Euro. Haben sie ihren Abschluss in der Tasche, müssen sie bei einem Mindestverdienst von 30.000 Euro Jahresbrutto einen einkommensabhängigen Beitrag an den Fonds zurückzahlen. Von diesem Geld sollen dann wiederum die neuen Studenten wie bei einem Generationenvertrag profitieren. Ähnliche Modelle sind auch an anderen Universitäten geplant.
Vor allem die staatlichen Angebote und einige regionale Sparkassen oder Genossenschaftsbanken seien nach Müller so attraktiv wie selten zuvor. Doch für Studenten sei es oft schwierig, den passenden Kredit zu finden, denn zu unübersichtlich präsentiert sich hier der Markt. Das Wichtigste sei daher, sich darüber klar zu werden, wie viel Geld man im Monat für seinen Unterhalt wirklich benötigt und sich dann umfassend von mehreren Stellen, wie dem AStA und den Kreditinstituten, beraten zu lassen.
Link zur Seite des Bildungskredits des Bundesverwaltungsamtes:
http://www.bva.bund.de/cln_092/nn_1442902/DE/Aufgaben/Abt__IV/Bildungskredit/bildungskredit-node.html?__nnn=true
Mit dem Studienbedarfsrechner auf der Seite www.studis-online.de lassen sich die Ausgaben durchrechnen.
Hier gibt es eine Übersicht über viele Finanzierungsmöglichkeiten sowie Kostenrechner und Hilfestellungen:
http://www.studienkredit.de/
Weitere Quellen: http://www.bva.bund.de www.sueddeutsche.de/karriere / www.welt.de/wirtschaft (Bildquelle: Thorben Wengert/ pixelio.de) http://www.pixelio.de /