Qualitätsmerkmale einer Mitschrift

April 10th, 2009 von hg.herrmann

Diplomarbeit zu Traum-E-Learning-Produkten (Teil I)

Hallo zusammen,

der erste Entwurf meiner empirischen Untersuchung zu den besten E-Learning-Produkten von Studis für Studis, die ihr euch vorstellen könnt, ist fertig.

Zunächst suchen wir 20 Vortester, die den Fragebogen einmal durchgehen, ob so alles verständlich ist.  Wenn ihr wollt, könnt ihr dabei sein, der folgende Link wird aber voraussichtlich nur das Osterwe über aktiv sein…

http://www.questionpro.com/akira/TakeSurvey?id=1202084

Natürlich kommen die verwendeten Eigenschaften und Eigenschaftsausprägungen nicht von irgendwoher. Wochenlang hab ich die dazu passende Literatur gesichtet und endlich auch die Befragung ausgewertet, die wir zu den wertvollsten Eigenschaften einer Mitschrift im WS 08/09 durchgeführt hatten. 106 Studenten der Uni Köln haben teilgenommen.  Rund die Hälfte der Teilnehmer stammen von der humanwissenschaftlichen Fakultät, die andere Hälfte von der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät. Dankeschön noch einmal für die Teilnahme an unserer Offline-Umfrage.

Der Fragebogen bestand aus einem qualitativen und einem quantitativen Teil. Der qualitative bezog sich auf das Projekt UNIDOG. Wir wollten wissen, was ihr gut und was ihr schlecht findet.

  • Positiv hervorgehoben haben viele Studenten,  dass man Lerndokumente über UNIDOG downloaden kann, jederzeit, zur Not auch noch am We, 3 Tage vor der Prüfung. ->  Klar logisch, dafür sind wir da!
  • Außerdem, dass Autoren bei UNIDOG mit ihrer Arbeit Geld verdienen können. Zitat: “Die neuen Möglichkeiten & und den Nutzen für beide Parteien, dass man die Sachen so nicht mehr verschenken muss, das find ich gut”.
  • Negativ wurde z.T. die Konkurrenz zu einer  Fachschaftsinitiative  gesehen. Denn an der Uni Köln gibt es z.T. schon kostenpflichtige Mitschriften. -> Ja, natürlich kann es sein, dass sich unser Angebot hier zum Teil überlappt. Andererseits dort, wo es bereits ein gutes Fachschaftsangebot gibt wie z.B. von der Mitschriften AG der Kölner WiSo-Fakultät (die hier gemeint war), wird es dieses sicher auch weiter geben. Das Projekt UNIDOG wurde initiiert, um dort in die Bresche zu springen, wo es ein solches Angebot nicht gibt…entsprechend kam dieser Einwand auch nur von der Studis der wirtschaftswissenschafltichen Fakultät, nicht aber von den Lehramtsstudenten…Und ;-) Wettbewerb belebt ja bekanntermaßen den Markt, wie einige auch positiv hervorgehoben haben.

Quantitativ haben wir besonders nach den Qualtitätsmerkmalen einer Mitschrift gefragt, die hier beispielhaft für E-Learning-Produkte von Studis für Studis gesehen werden darf.

Abgefragt wurde anhand eines Ratings auf einer Skala von 0 bis 10.

Hier die Häufigkeitsverteilung der Befragung. Zur Übersicht eingeteilt in “eher unwichtig” (Skala 0 bis 3), “mittel” (Skala 4 bis 6), “wichtig” (Skala 7 bis 8) und “sehr wichtig” (Skala 9 und 10).

Qualitätsmerkmal einer Mitschrift Eher Unwichtig Mittel Wichtig Sehr wichtig
Formale Gliederung analog zur Vorlesung 9,38% 25,00% 31,25% 34,38%
Formale Richtigkeit (Orthografie, Grammatik) 11,46% 38,54% 34,38% 26,04%
Vollständige Übernahme des Foliensatzes 18,56% 39,18% 32,99% 24,74%
Ausformulierung der Sätze 15,31% 47,96% 29,59% 17,35%
Verständlichkeit durch didaktische Aufbereitung 5,26% 32,63% 34,74% 35,79%
Inhaltlich Vollständigkeit 1,03% 4,12% 15,46% 81,44%
Fokussierung auf das für die Klausur relevante 3,03% 9,09% 22,22% 70,71%
Inhaltliche Verlässlichkeit (Null-Fehler-Prinzip) 2,08% 8,33% 9,38% 81,25%
Aktualität (wie schnell verfügbar) 3,09% 28,87% 39,18% 42,27%

Natürlich hab ich auch einige statistische Tests durchgeführt. Und – siehe da: ALLES IST WICHTIG .-o . Ja, alles wurde im Schnitt wichtiger eingestuft als der mittlere Rang der Skala (sogar wichtiger als 5, Effekt ist signifkant bei alpha=0,05).
Natürlich kann man im oberen Bereich der Skala wichtige Unterschiede feststellen. Offenbar ist für die meisten Studenten die inhaltliche Qualität (Vollständigkeit, Richtigkeit) alles entscheidend. Formale Merkmale wie Orthografie und ausformulierte Sätze sind zwar nicht egal, aber in der Regel zweitrangig.

Dennoch um einige wichtige Fragen im Kontext von www.unidog.de und den Qualitätsmerkmalen von “nutzer-generierten” E-Learning-Produkten wie Mitschriften und Zusammenfassungen zu beantworten, reicht die Statistik oben nicht aus.

So gibt die Tabelle zwar gut wieder, worauf UNIDOG-Autoren achten sollten. Manche Ansprüche lassen sich aber gar nicht in einem Dokument erfüllen. So schließt inhaltliche Vollständigkeit eine Fokussierung auf die klausurrelevanten Inhalten aus, sobald der Dozent nicht klausurrelevante Exkurse einbaut.
Ein Lektorat würde für den Autor oder www.unidog.de sehr viel Arbeit machen. Andererseits könnte man z.B. versuchen, den Lehrstuhl für ein Lektorat einer Mitschrift oder Zusammenfassung zu gewinnen. Alternativ könnte man ein Bewertungssystem a la Ebay einführen, wordurch auf Dauer klar wird, welche Autoren eine wirklich gute Mitschrift-Qualität liefern. Letzteres kostet wenig Geld im Vergleich zu der systematischen Kontrolle der Inhaltsqualität durch wen auch immer.

Meine Diplomarbeit wird sich entsprechend vor allen Dingen damit beschäftigen, wie man die Qualität von E-Learning-Produkten von Studenten für Studenten gewährleisten kann. Um die bei einer einfachen Abfrage nicht erkennbaren Trade-Offs zu offenbaren, z.B. Preis vs Qualitätssicherung, soll dafür eine Conjoint-Analyse eingesetzt werden. Den ersten Entwurf seht ihr hier:

http://www.questionpro.com/akira/TakeSurvey?id=1202084

Für Feedback bin ich wie immer dankbar! :-)

Geschrieben in Allgemein, UNIDOG-Beta - Metadiskussionen, Webrecherchen für Studis | Keine Kommentare »

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