Elite auf dem Papier, Flaute auf dem Konto

Januar 20th, 2015 von Lisa

Wer sich nach seinem Hochschulabschluss für eine wissenschaftliche Karriere entscheidet, braucht neben fachlichem Können noch etwas: viel Geduld und Sparsamkeit, die an Geiz grenzt. Denn viele Nachwuchswissenschaftler werden mau bezahlt und erhalten einen befristeten Vertrag nach dem anderen. Doch dagegen wehren sich immer mehr Doktoranden und junge Lehrkräfte.

Wie der UniSPIEGEL berichtet, werden 90 Prozent der Nachwuchswissenschaftler zurzeit befristet angestellt ­– gerne auch in Teilzeit. Diese Unsicherheit belastet viele Betroffene, darunter leiden letztlich auch Forschung und Lehre. Bildungsministerin Johanna Wanka hat angekündigt sich dafür einzusetzen, dass Verträge für junge Wissenschaftler so lange angesetzt werden, wie das Vorhaben in Anspruch nimmt. Beispielsweise müssten für eine Doktorarbeit mindestens drei Jahre einkalkuliert werden.

Kürzlich haben sich auch einige Nachwuchswissenschaftler bei ZEIT ONLINE zu Wort gemeldet.

So schreibt zum Beispiel der Physiker Nicki Frank Hinsche, 32 Jahre: „Schon während der Doktoranden-Zeit arbeitet man häufig 200 Stunden pro Monat und wird für 80 bezahlt. Das ist weniger Geld als das Erstgehalt eines ausgelernten Bäckers. Wissenschaft ist schon lange kein Privileg mehr, es ist ein Prekariat.“

Sabine Donauer, Bildungsforscherin, 32 Jahre: „Zwischen befristeten Verträgen liegen oft Phasen der Erwerbslosigkeit, für regelmäßige Umzüge werden finanzielle Rücklagen aufgebraucht. Die Gehälter reichen nicht, um in den verbleibenden 30 Erwerbsjahren eine solide Altersversorgung aufzubauen und eine Familie zu ernähren.“

Florian Leitner, Filmwissenschaftler, 37 Jahre: „Unbefristet stellen die Universitäten heute so gut wie niemanden mehr ein. Das hat zur Folge, dass viele wissenschaftliche Mitarbeiter mit Mitte 40 vor dem Aus stehen. Nachdem sie sich ihr gesamtes Berufsleben über der universitären Wissenschaft gewidmet haben, finden sie woanders kaum noch Arbeit.“

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